Deutsche Meisterschaften im 24-Stunden-Lauf: Ruben Welsch holt DM-Titel in der M45

 

Ein Bericht von Helmut Serowy

 

BOTTROP  (sero)   Ruben Welsch vom LC Eschenburg hat sich bei den Deutschen Meisterschaften im 24-Stunden-Lauf in Bottrop als Gesamt-Achter die Goldmedaille in der M45 erkämpft.

 

Die Deutschen Meisterschaften im 24-Stundenlauf wurden im Rahmen des 5. Bottroper Ultralauf-Festivals der LG Ultralauf und Adler-Langlauf Bottrop ausgerichtet. Die Läuferinnen und Läufer absolvierten ihr Rennen auf einem knapp 1,5 Kilometer langen Rundkurs um den Prosperpark. Auf jeder Runde musste ein knackiger Anstieg mit rund fünf Höhenmeter bewältigt werden – auf die lange Distanz eine rechte Bergtour. Perfekte äußere Bedingungen herrschten zum Start am Samstagmorgen um 10 Uhr. Bei leichtem Wind steigerte sich die Temperatur von 20 Grad tagsüber auf 25 Grad. Die Nacht war kühl, aber nicht zu kalt. Am Sonntagmorgen endete die 24-Stunden-Tour wieder um 10 Uhr bei 20 Grad.

 

Unter diesen Voraussetzungen schafften viele der 165 Finisher in Bottrop Bestleistungen. Bei den vier ausgetragenen Mannschaftswertungen (Männer, Frauen, Männer 50+, Frauen 50 +) notierten die Organisatoren gleich drei Deutsche Mannschaftsrekorde. Im extrem spannenden Männer-Wettbewerb erkämpfte sich der Weltmeister von 2015, Florian Reus (LG Würzburg), erst auf der letzten Runde noch überraschend seinen fünften DM-Titel mit 253,894 km vor dem Bestzeit laufenden Michael Ohler (TSV Kandel, 253,732 km). Zu „Bronze“ lief ebenfalls mit Bestzeit Marko Gränitz (LG Würzburg, 243,938 km). Die Frauen-Konkurrenz führte mit beachtlichen 230,551 km Anne Stephan (Die Laufpartner) an.

 

Ruben Welsch - der im letzte Jahr bei den Deutschen Meisterschaften im 24-Stunden-Lauf in Bad Blumenau als Gesamt-Vierter mit 193,190 km in der M40 die Silbermedaille holte und bei den 100-km-Meisterschaften 2018 und 2019 als Dritter und Sieger der M40 bereits seine Ultra-Qualitäten unter Beweis stellte – konnte nach langer Läuferauszeit aus gesundheitlichen Gründen erst im Februar ein kontinuierliches Training aufnehmen. Einige Aufbauwettkämpfe in seiner Wahlheimat Schweiz, darunter ein 44-km-Traillauf mit über 1.700 Höhenmetern, sorgten für Abwechslung. Beim Oster-Trainingslager des LC Eschenburg schaffte er eine weitere, ideale Ausdauer-Grundlage für die Meisterschaft mit 250 Trainingskilometern in neun Tagen.

 

Verhalten optimistisch ging Ruben Welsch das 24-Stunden-Rennen in Bottrop an. Die erste Rennhälfte lief sehr stark. Nach zwölf Stunden hatte er bereits drei Marathons mit kleinen Pausen absolviert. Konstant spulte er seine Kilometerabschnitte im Bereich von 5:30/5:40 Minuten ab. Perfekt unterstützte ihn sein mitgereister Betreuer Aaron Sonntag, der für die regelmäßige Verpflegung alle 15 bis 20 Minuten mit Iso-Getränken, Sportgels, Wasser, Cola und Salzstangen sorgte.

 

In der Nacht stellten sich bei Ruben Welsch allerdings einige muskuläre Probleme in beiden Waden ein – wohl auch bedingt durch das Trainingsdefizit im Winter. Er biss mächtig auf die Zähne und wechselte zwischen leichtem Joggen und Power-Walking ab, um weiter Kilometer zu machen. Zudem half ihm eine etwa einstündige Schlafpause, um mit neuem Elan das Rennen fortzusetzen.

 

Mit Sonnenaufgang und verbleibenden vier Stunden bis zum Ende des Wettkampfs kam nochmals Bewegung ins Feld der Läuferinnen und Läufer. Alle mobilisierten ihre letzten Kräfte. Ruben Welsch, der zur Halbzeit noch auf dem vierten Platz lag, schaffte schließlich einen hervorragenden  achten Rang in der Männer-Gesamtwertung. Damit erkämpfte er sich zugleich souverän den Deutschen Meister-Titel im 24-Stunden-Lauf in der M45. Den Zweiten – Florian Gossenauer (LG Ultralauf, 197,643 km) distanzierte er um über zehn Kilometer. Mit der neuen persönlichen Bestleistung von 207,710 Kilometern durchbrach Ruben Welsch erstmals die 200-km-Grenze und steigerte seine bisherige Bestleistung von 2021 um fast 15 Kilometer.

 

„Dieser Lauf hat viele Emotionen gebraucht und gebracht, denn am Ende war es vor allem Willenskraft, mit der ich diese Gesamtleistung ins Ziel bringen konnte. Während dem Lauf musste ich oft an meinen Läuferkollegen Alexander Lubina denken, der gebürtig aus Bottrop ist und der vor einigen Wochen tragisch mit 42 Jahren in Mallorca bei einem Unfall ums Leben kam. Ihm und seiner Familie möchte ich gerne diesen Sieg widmen“, resümierte Ruben Welsch nach dem Zieleinlauf.

 

Er freute sich aber auch, dass Dank der modernen Trackingmethoden über das Internet ein Großteil der Vereinsmitglieder des LC  Eschenburg, Familie und Freunde den Lauf fast rund um die Uhr verfolgen und mitfiebern konnten. „Mein Smartphone ist quasi explodiert von den guten Wünschen nach dem Lauf“, erzählte Ruben Welsch, der selbst während seiner Pausen kurze Nachrichten in die Heimat sandte.

 

 

Für die weitere Saison plant Ruben Welsch nach kurzer Regeneration weitere Ultra-Läufe und eventuell zum Saison-Abschluss einen Start beim Frankfurt-Marathon.